
Die Rückkehr wertvoller Gemälde aus der Renaissance und dem Barock hat das Kunstmuseum in Gotha erneut ins Rampenlicht gerückt. Fünf bedeutende Werke, die 1979 aus dem Schloss Friedenstein gestohlen wurden, sind seit ihrer Rückkehr Ende 2019 Teil einer Sonderschau im herzoglichen Museum und beeinflussen das kulturelle Selbstwertgefühl der Gothaer Bürger positiv. Wie tagesschau.de berichtet, haben die Gemälde, darunter Meisterwerke von Künstlern wie Anthonis van Dyck und Hans Holbein dem Älteren, das Interesse von Kunstkennern und Besuchern erheblich gesteigert.
Der Kunstdiebstahl gilt als einer der schwerwiegendsten Fälle in der Geschichte der DDR. Am 14. Dezember 1979 drangen Diebe über ein ungesichertes Fenster und eine unzureichend gesicherte Regenrinne in das Museum ein. Die Alarmanlage war zur Tatzeit nicht aktiv. 40 Jahre blieb der Verbleib der Bilder unklar, bis sie endlich zurückgegeben und restauriert wurden. Nach Angaben von burgerbe.de waren die Werke vor der Rückkehr auf einen geschätzten Wert von ca. 50 Millionen Euro angewachsen.
Wichtige Kunstwerke und ihre Rückkehr
Die zurückgegebenen Gemälde umfassen unter anderem:
- „Brustbild eines jungen Mannes“ von Frans Hals
- „Landstraße mit Bauernwagen und Kühen“ von Jan Brueghel dem Älteren
- „Selbstbildnis mit Sonnenblume“ von Anthonis van Dyck
- „Alter Mann“ von Jan Lievens
- „Heilige Katharina“ von Hans Holbein dem Älteren
Diese Werke sind nicht nur kunsthistorisch wertvoll, sondern spiegeln auch die gesellschaftlichen Umwälzungen in Deutschland wider. Oberbürgermeister Knut Kreuch äußerte, dass der Diebstahl und die verspätete Rückgabe der Bilder das Selbstwertgefühl der Bürger beeinträchtigt hatten. „Gotha findet nun mehr Beachtung unter Kunstkennern“, bestätigt Martin Hoernes von der Ernst-von-Siemens-Kunststiftung.
Ein Ausblick auf die Zukunft
Die anhaltenden Sanierungsmaßnahmen am Schloss Friedenstein, die bis 2032 dauern sollen, haben möglicherweise auch das Interesse der Besucher beeinflusst. Die Besucherzahlen brachen während der Corona-Pandemie ein. 2016 zählte das Schloss mehr als 200.000 Besucher, 2022 jedoch nur etwa 143.000. Kreuch bemängelt die mangelnde Medienaufmerksamkeit und den fehlenden Geldfluss für Werbekampagnen, um mehr Menschen anzuziehen.
Im größeren Kontext steht die Rückkehr der Gemälde auch im Zusammenhang mit einem nationalen Neudenken über NS-Raubkunst. Deutschland hat ein neues Verfahren zur Beurteilung von Raubkunst eingeführt, das eine einseitige Anrufbarkeit eines Schiedsgerichts zulässt. Dies könnte zukünftig auch Auswirkungen auf andere Kunstwerke haben, deren Herkunft im Unklaren ist. Kulturstaatsministerin Claudia Roth bezeichnete die Neuregelung als Fortschritt für Rückgabeprozesse. Solche Entwicklungen könnten auch die öffentliche Diskussion um Kunst und Eigentum in Deutschland neu beleben, so sueddeutsche.de.