
Die Stadt Eisenach in Thüringen startet heute einen ambitionierten Verkehrsversuch in der Innenstadt, der über einen Zeitraum von zwei Jahren laufen soll. Das zentrale Ziel dieser Maßnahme ist die Schaffung einer sicheren, ruhigen und lebendigen urbanen Umgebung. Ein umfassender Bereich der Innenstadt wird zu einer Tempo-20-Zone umgewandelt, um nicht nur die Geschwindigkeit der Fahrzeuge zu reduzieren, sondern auch das Miteinander von Fußgängern, Radfahrern und Autofahrern zu fördern. Laut thueringen24.de sind die betroffenen Straßen unter anderem die umliegenden Straßen um den Karlsplatz, die Alexanderstraße, die Johannisstraße sowie die Goldschmiedestraße und die Umfahrung des Marktplatzes.
In dieser neuen Tempo-20-Zone dürfen Fahrzeuge maximal 20 km/h fahren, und Fußgänger erhalten die Freiheit, die Straßen an jeder Stelle zu kreuzen. Zudem gilt die Regel „rechts vor links“ für den Verkehr, was die Sicherheit erheblich erhöhen soll. Insbesondere die Fußgängerüberwege am Karlsplatz sowie der Übergang von der Fußgängerzone in die Goldschmiedestraße werden damit obsolet, während wichtige Übergänge an der Georgenstraße, am Markt und der Alexanderstraße bestehen bleiben.
Verkehrsentwicklungsplan 2035
Der Grundgedanke dieser Verkehrsmßnahme ist Teil des Verkehrsentwicklungsplans 2035 (VEP 2035), welcher bereits 2018 beschlossen wurde und mit zehn Teilzielstellungen die gesteigerte Lebensqualität in sensiblen Stadtbereichen, insbesondere in der Altstadt, sicherstellen möchte. Der VEP 2035, empfohlen durch den Ausschuss für Stadtentwicklung, Klima, Verkehr und Sport (SKV), erkennt die aktuellen Konflikte in Bezug auf Lärm, Luftqualität und Verkehrssicherheit an. Besonders hervorgehoben wird der Schutz nichtmotorisierter Verkehrsteilnehmer wie Fußgänger, Radfahrer, Senioren und Kinder, welcher für ein harmonisches Zusammenleben in der Stadt von grundlegender Bedeutung ist. Eisenach.de berichtet über geplante Maßnahmen, die auch die Umgestaltung des Karlsplatzes zur Verringerung des motorisierten Individualverkehrs beinhalten.
Die Einführung der Tempo-20-Zone wird nicht ohne Kontroversen verlaufen. So hat der SKV-Ausschuss in der Vergangenheit die Vollversion der Tempo-20-Zone abgelehnt, jedoch eine Einzelfallprüfung angeregt. Die angestrebten Ziele dieser Zone umfassen die Reduzierung des Geschwindigkeitsniveaus, die Erhöhung der Verkehrssicherheit für Fußgänger und Radfahrer, die Verringerung des Durchgangsverkehrs sowie die Verbesserung der Aufenthaltsqualität.
Weitere Maßnahmen
Im Rahmen des Verkehrsversuchs sind zahlreiche Maßnahmen geplant. Dazu zählen die Entfernung bestimmter Fußgängerüberwege, das Aufstellen von Geschwindigkeitsanzeigetafeln (Dialogdisplays) und die Durchführung mobiler Geschwindigkeitsmessungen durch die Polizei. Zusätzlich wird die Möglichkeit geprüft, Piktogramme mit der Zahl „20“ auf die Fahrbahn zu malen, um Autofahrer visuell auf die Geschwindigkeitsbegrenzung aufmerksam zu machen.
Die Neugestaltung des Verkehrsraumes am Karlsplatz sieht auch eine Verringerung des Parksuchverkehrs vor. Dazu gehört die Steigerung der Anzahl an Parkplätzen für Menschen mit Behinderungen sowie die Schaffung von Lade- und Lieferzonen und einer verbesserten Fahrradinfrastruktur.
Abgesehen von den infrastrukturellen Maßnahmen wird ein Beteiligungs- und Kommunikationskonzept verfolgt, um die Meinungen von Verkehrsunternehmen und der Polizei zu berücksichtigen. Diese haben bereits Empfehlungen abgegeben, darunter die Entfernung aller Fußgängerüberwege im Rahmen des einjährigen Verkehrsversuchs. Diese Informationen werden ergänzt durch geplante Verkehrszählungen und Erhebungen zu bestehenden Fußgängerüberwegen, um den Erfolg der Maßnahmen auf einer fundierten Basis bewerten zu können.Planersocietaet.de hebt hervor, dass die bestehende Infrastruktur der Fußgängerüberwege in der Altstadt nicht den notwendigen Standards entspricht und nach dem Verkehrsversuch erneut überprüft werden soll.