
Silvio Heinevetter, der Kult-Keeper des ThSV Eisenach, hat kürzlich in einem Interview im HBL-Format „Never Stop“ über seine Anfänge in der Handball-Bundesliga gesprochen. Besonders im Fokus stand ein Schnaps-Ritual, das sein damaliger Trainer Uwe Jungandreas während seiner Zeit bei Concordia Delitzsch einführte. Dieser Schritt kam in der Saison 1998/99, nachdem die Mannschaft einige Spiele verloren hatte. Das Ritual sollte die Spieler nicht nur von anderen Mannschaften unterscheiden, sondern auch für mehr Spaß sorgen.
Uwe Jungandreas, der heute Trainer des Dessau-Roßlauer HV ist, bestätigte die Einführung dieses Rituals. Ein Spieler hatte eine Flasche Feigling mitgebracht, die vor den Spielen in der Kabine geteilt wurde. Interessanterweise führte dieses Ritual umgehend zu einem Sieg im nächsten Spiel, was dazu führte, dass es fortan, wenn auch weniger regelmäßig, beibehalten wurde. Nach Heinevetters Wechsel nach Magdeburg brachte der Torwart Gabor Pulay sogar Palinka, einen ungarischen Obstbrand, mit.
Heinevetters Karriere und Erfolge
Silvio Heinevetter wurde am 21. Oktober 1984 in Bad Langensalza, DDR, geboren. Im Jahr 2005 wechselte er von 1. SV Concordia Delitzsch zum SC Magdeburg, wo er in seiner dritten Saison Stammtorwart wurde, nachdem Johannes Bitter zum HSV Hamburg abwanderte. Sein Vertrag beim SC Magdeburg wurde bis 2009 verlängert. Ab 2009 spielte Heinevetter für die Füchse Berlin, wo sein Vertrag mehrmals bis 2020 verlängert wurde.
Während seiner Zeit in Berlin gewann er den DHB-Pokal 2014 und wurde 2015 sowie 2016 Vereinsweltmeister. Zudem sicherte sich die Mannschaft unter seiner Mitwirkung zwei EHF-Pokale, einen in 2015 und den zweiten in 2018. Nach seinem Wechsel zur MT Melsungen konnte Heinevetter im DHB-Pokal-Finale 2019/20 gegen TBV Lemgo Lippe nicht gewinnen. Im Sommer 2024 wechselte er zum ThSV Eisenach.
Heinevetter wurde auch in die deutsche Nationalmannschaft berufen. Sein Länderspieldebüt gab er am 10. Juni 2006 gegen Spanien. Besonders erfolgreich war er Teil der Mannschaft, die 2016 bei den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro die Bronzemedaille gewann und am 1. November 2016 das Silberne Lorbeerblatt erhielt. Insgesamt bestritt Heinevetter 206 Länderspiele und erzielte dabei drei Tore.
Rituale im Leistungssport
Das Ritual, das Heinevetter erwähnt, ist kein Einzelfall im Leistungssport. Solche Rituale regulieren psychische Anspannung und helfen Athleten, mit Unsicherheiten umzugehen. Studien zeigen, dass es Unterschiede in der Art und Anzahl von Ritualen zwischen Mannschafts- und Individualsportarten gibt. Besonders Mannschaftssportarten haben tendenziell mehr Rituale, die oft abergläubischen Charakter annehmen.
Eine Untersuchung, die unter 127 Athletinnen und Athleten aus verschiedenen Sportarten durchgeführt wurde, bestätigte diese Beobachtungen. Besonders Athleten im American Football führen häufig Rituale aus, während keine signifikanten Geschlechtsunterschiede festgestellt wurden. Die Anzahl der Rituale korrelierte häufig mit der persönlichen Wichtigkeit von Religion und Aberglauben, was die Frage aufwirft, inwieweit diese Bräuche für den sportlichen Erfolg von Bedeutung sind.
Silvio Heinevetter steht somit nicht nur als erfolgreicher Handballer im Rampenlicht, sondern bringt auch wertvolle Einblicke in die kulturellen Aspekte des Sports und wie diese den Teamgeist beeinflussen.