
In den letzten Jahren rückt Lichtverschmutzung zunehmend in den Fokus der öffentlichen Diskussion. Am 16. Januar 2025 berichtete das Umwelt- und Naturschutzamt der Stadt Erfurt über die Herausforderungen und zukünftigen Pläne zur Bekämpfung dieses Problems. Die steigende Nutzung von Kunstlicht über Städten hat nicht nur Auswirkungen auf die Sichtbarkeit von Sternen, sondern beeinflusst auch den Tag-Nacht-Rhythmus von Menschen, Tieren und Pflanzen. Diese Thematik war auch Gegenstand des Vortrags von Jens Düring, dem stellvertretenden Leiter des Umwelt- und Naturschutzamtes.
Düring wies auf das Spannungsfeld zwischen der Notwendigkeit, Lichtverschmutzung zu vermeiden, und dem Sicherheitsgefühl der Bürger hin. Um Lösungen zu erarbeiten, plant das Umwelt- und Naturschutzamt in Zusammenarbeit mit einer ämterübergreifenden Arbeitsgruppe ein umfassendes Beleuchtungskonzept, welches auch als Dunkelstrategie bezeichnet wird. Dabei geht es nicht darum, Erfurt in Dunkelheit zu hüllen, sondern die vorhandene Beleuchtung effizient und gezielt einzusetzen. In diesem Kontext wird auch die Einbeziehung der Öffentlichkeit angestrebt, um die Meinungen und Anregungen der Bürger zu berücksichtigen.
Umwelt- und Lebensqualität im Fokus
Lichtverschmutzung gilt als schädliche Umwelteinwirkung und wird durch ineffizienten Einsatz von Lichtquellen verursacht, vor allem durch verstärkt genutzte LED-Technologien, die oft eine zu hohe Lichtintensität aufweisen. Der Verlust der nächtlichen Dunkelheit hat negative Konsequenzen für die Natur, wie den Verlust von Lebensräumen für nachtaktive Tiere und Störungen des Fortpflanzungsverhaltens von Insekten und Vögeln. Studien zeigen zudem, dass künstliche Beleuchtung nicht nur Tiere beeinflusst, sondern auch Menschen. Schlafstörungen und andere gesundheitliche Beeinträchtigungen sind häufig die Folge von übermäßiger Lichtexposition.
Ein weiteres Problem ist der Rebound-Effekt: Effiziente Lichtquellen führen oft zu einem erhöhten Gesamtverbrauch von Licht. Wenn Gemeinden nicht aktiv regulieren, kann dies zu einer kontinuierlichen Ausweitung der Lichtverschmutzung führen. Dabei haben nicht alle Bereiche eine allgemeine Beleuchtungspflicht; diese besteht lediglich für Fußgängerüberwege und gefährliche Fahrbahnsituationen, was den Handlungsbedarf auf kommunaler Ebene verstärkt. Zusätzlich wird darauf hingewiesen, dass der natürliche Lichtwechsel zwischen Tag und Nacht essenziell für das Wohlbefinden aller Lebewesen ist und durch Lichtverschmutzung stark gestört wird.
Initiativen zur Reduzierung
Die Stadt Erfurt steht nicht allein im Kampf gegen Lichtverschmutzung. Auch auf breiterer Ebene sind Maßnahmen gefordert, um das Bewusstsein der Bevölkerung zu schärfen und Best-Practice-Beispiele aufzuzeigen. Dazu zählen die Verwendung von Bewegungsmeldern, dimmbaren Lichtquellen und der gezielte Einsatz von Beleuchtung nur an notwendigen Stellen. Durch die Überarbeitung bestehender Beleuchtungssysteme sollen nicht nur die ökologischen Folgen reduziert, sondern auch die gesundheitlichen Beeinträchtigungen für den Menschen verringert werden.
Eine initiale Vorortbegehung in der Erfurter Innenstadt ist für den 21. Januar 2024 geplant, wobei Vertreter verschiedener Ämter und Planungsbüros Problemstellen und Verbesserungspotenziale identifizieren wollen. Zukünftig wird die Stadt ihren Bürgern zudem die Möglichkeit geben, sich an der Planung und Ausführung von neuen Beleuchtungskonzepten aktiv zu beteiligen. Dies ist ein Schritt in die richtige Richtung, um sowohl den Bedürfnissen der Anwohner gerecht zu werden, als auch die negativen Auswirkungen der Lichtverschmutzung zu minimieren.
Zusammenfassend wird deutlich, dass dringender Handlungsbedarf besteht, um die Lichtverschmutzung zu bekämpfen und die Gesundheit von Mensch und Tier sowie das ökologische Gleichgewicht zu schützen. Die Stadt Erfurt sieht sich in der Verantwortung, dabei eine Vorreiterrolle einzunehmen und effektive Strategien zu entwickeln, die sowohl die Lebensqualität der Bürger verbessern als auch die Natur schützen.