
Die Stadt Erfurt hat sich seit 2023 der European Association for the Preservation and Promotion of Jewish Culture and Heritage (AEPJ) angeschlossen. Diese Organisation engagiert sich seit zwei Jahrzehnten für die Stärkung jüdischer Kultur und Erbe und veranstaltet die Europäischen Tage der Jüdischen Kultur. Wie Erfurt weiter berichtet, fand im vergangenen Jahr die feierliche Eröffnung dieser Tage in der Stadt statt. Ziel dieser Mitgliedschaft ist es, bedeutende mittelalterliche Stätten im aschkenasischen Raum zusammenzuführen, darunter die SchUM-Stätten, die in Speyer, Mainz und Worms gelegen sind, sowie weitere Städte wie Köln, Marburg und Offenburg.
Ein zentrales Element der AEPJ ist die Vorstellung von 17 Orten mit ihren mittelalterlichen jüdischen Bauten. Zürich, Wien und Prag sind weitere Städte, die an diesem kulturellen Austausch beteiligt sind. Die Veranstaltung in Erfurt soll einen Ausblick auf neue Routen und deren Entwicklungen geben. Dr. Karin Sczech, die seit 2020 Beauftragte für das UNESCO-Welterbe in Erfurt ist, wird hierbei die neue Route thematisieren. Ihre umfangreiche Erfahrung in der Mittelalterarchäologie und bei Grabungen in Erfurt, einschließlich eines jüdischen Friedhofs und einer Mikwe, ergänzt das fachliche Fundament der Veranstaltung.
Die Zeugenausstellung jüdischen Erbes
Erfurts bedeutende jüdische Geschichte ist vor allem durch die Alte Synagoge, die Mikwe und das Steinhaus geprägt. Diese drei Gebäude aus dem Mittelalter sind größtenteils erhalten geblieben und stammen aus der Zeit von etwa 1100 bis zum frühen 14. Jahrhundert. Die originale Bausubstanz dieser Gebäude spiegelt die kulturelle Integration der jüdischen Gemeinde in die Stadt wider, wie UNESCO beschreibt. Insbesondere die Mikwe ist mit ihrem authentischen Grundriss und der mittelalterlichen Bausubstanz ein wichtiges Zeugnis jüdischer Architektur.
Die Alte Synagoge, die in der Waagegasse 8 liegt, ist ein zweigeschossiges Gebäude mit einer Quaderstein- und Bruchsteinmauerwerk. Anhand von mehreren Bauabschnitten, die im Laufe der Jahrhunderte durchgeführt wurden, zeigt die Synagoge die Entwicklung der regionalen Architektur. Die Mikwe in der Kreuzgasse hat ihren Ursprung im 13. Jahrhundert mit Überresten einer älteren Struktur aus dem 12. Jahrhundert. Das Steinerne Haus, ein Wohn- und Geschäftshaus, gibt ebenfalls eindrucksvolle Einblicke in die Lebensweise und den Stil der damaligen Zeit.
Herausforderungen und Perspektiven
Alle drei Gebäude sind repräsentativ für die Wechselbeziehungen zwischen Juden und Christen im mittelalterlichen Erfurt. Die Stätte birgt alle notwendigen Attribute, um ihren universellen Wert auszudrücken, bleibt jedoch weitgehend von negativen Entwicklungen verschont. In den letzten Jahren hat Erfurt die Chance genutzt, diese einzigartigen historischen Aspekte effektiver zu kommunizieren und deren Erhalt zu fördern.
Insgesamt betont Erfurt mit seiner historischen Architektur und der aktive Beitrag zur AEPJ die Bedeutung des jüdischen Erbes, das auch künftig in der Stadt sichtbar bleiben soll. Der nächste Vortrag der Reihe „Quedlinburg – 30 Jahre UNESCO Welterbe“ findet am Dienstag, dem 4. März, statt und wird weitere Einblicke in die Welt des UNESCO-Welterbes geben.