
Das Schuhhaus Lenters, das im Erfurter Hauptbahnhof beheimatet ist, wird nach 20 Jahren am 21. März 2025 seine Pforten schließen. Besonders stark gestiegene Kosten in Bereichen wie Miete, Nebenkosten und Wareneinkauf sowie ein verändertes Einkaufsverhalten der Kunden sind die Hauptgründe für die Schließung. Inhaber Steffen Lenters betont, dass die wirtschaftliche Lage für Schuhläden in Deutschland allgemein schwierig sei und die Margen bei Schuhen ohnehin niedrig sind. Dies verschärft die Finanzsituation zusätzlich. Darüber hinaus hat sich das Kundenniveau in der Umgebung des Hauptbahnhofs verschlechtert, was wiederum zu einem Rückgang der Kundenfrequenz führt. Die letzte reguläre Öffnung des Geschäfts fand am 29. Januar statt; der Abverkauf läuft nun bis zur endgültigen Schließung am 21. März, nachdem in den letzten Tagen die Räumlichkeiten zunehmend leerer werden.
Interessanterweise bleibt eine Filiale am Erfurter Fischmarkt jedoch erhalten, auch wenn einige Mitarbeiter des Schuhhauses Lenters entlassen werden müssen. Diese Entscheidung spiegelt die Herausforderungen wider, mit denen viele Einzelhändler im Land konfrontiert sind.
Lockdowns und Arbeitsrecht
Ein weiterer illustrativer Aspekt zur aktuellen Lage im Einzelhandel ist die neuste Entscheidung des Bundesarbeitsgerichts, die feststellt, dass Arbeitgeber nicht das Betriebsrisiko tragen müssen, wenn Geschäfte aufgrund von Lockdown-Verordnungen schließen müssen. Mit diesem Urteil sind Arbeitgeber nicht verpflichtet, Minijobbern während der Schließungen Entgeltfortzahlung zu gewähren. Dies betrifft insbesondere Minijobs im Einzelhandel, die in der Regel bei Schülern, Studenten und Rentnern beliebt sind. Das Urteil ist das erste Corona-Urteil des Bundesarbeitsgerichts und hat grundlegende Auswirkungen auf die Arbeitsverhältnisse in der Branche. Der Fall, der zu diesem Urteil führte, stammt aus Niedersachsen, und das Gericht sieht die Unmöglichkeit der Arbeitsleistung als Folge eines hoheitlichen Eingriffs zur Bekämpfung der Pandemie.
Verändertes Einkaufsverhalten
Zusätzlich zu diesen Entwicklungen zeigen aktuelle Studien, wie die von KPMG, EHI, HDE und Kantar TNS, dass das Einkaufsverhalten der Deutschen im Wandel begriffen ist. In einer Umfrage unter 1.015 Bundesbürgern gaben 75 % an, dass sie auch weiterhin im Laden einkaufen möchten. Dennoch zeigt der Onlinehandel, besonders im Bereich Elektrogeräte und Bekleidung, deutliche Zuwächse: Der Anteil an Onlinekäufen bei Schuhen lag in den letzten 12 Monaten bei 43 %. Der Lebensmittel- und Getränkehandel verzeichnet hingegen den geringsten Onlineanteil von nur 7 %.
Die Studie prognostiziert, dass der Onlinehandel in Deutschland in den nächsten fünf Jahren um 4 bis 9 % wachsen wird, abhängig von der Branche. Besonders in einkommensstarken Haushalten sind überdurchschnittliche Zuwachsraten zu erwarten. Das Ergebnis der Umfrage verdeutlicht, dass Kunden neue Bestell- und Liefermöglichkeiten sowie eine nahtlose Verknüpfung aller Geschäftsprozesse erwarten. Diese Entwicklung führt zu einer Neugestaltung der Verkaufsflächen, die mit hohen Investitionen verbunden ist.
Insgesamt zeigt die Schließung des Schuhhauses Lenters eindrücklich, dass der Einzelhandel in Deutschland vor enormen Herausforderungen steht, die durch Kostensteigerungen, veränderte Kundenverhalten und rechtliche Rahmenbedingungen geprägt sind.