
Der Großhandel Selgros hat bekannt gegeben, dass die beiden Filialen in Thüringen schließen werden. Dies betrifft die in Erfurt ansässige Filiale im Güterverkehrszentrum, die am 30. September 2025 ihre Türen schließt, sowie die Filiale in Gera, die am 31. Oktober 2025 geschlossen wird. Damit sind insgesamt 166 Mitarbeiter von den Schließungen betroffen, darunter 76 in Erfurt und 90 in Gera. Die betroffenen Angestellten reagieren mit Überraschung und Enttäuschung auf die unerwartete Entscheidung von Selgros. Auch die Kunden zeigen sich schockiert über die Nachrichten. Selgros-Großmärkte bieten für ihre Kunden eine Berechtigungskarte an, die hauptsächlich von Selbstständigen im Gastronomiebereich genutzt wird. Die Schließungen könnten umfassende finanzielle Auswirkungen auf die Gastronomie in Erfurt und Umgebung haben, die bereits mit Herausforderungen zu kämpfen hat, darunter steigende Kosten und verändertes Kundenverhalten.
Wie thueringen24.de berichtet, zieht sich Selgros komplett aus Thüringen zurück. Die Entscheidung beruht auf wirtschaftlichen Herausforderungen, die sich auf die Gastronomiebranche auswirken. Dazu zählen unter anderem hohe Miet- und Betriebskosten sowie ein verändertes Einkaufsverhalten der Kunden. Den Mitarbeitern wird eine sozialverträgliche Abwicklung angeboten, wobei Optionen wie interne Versetzungen oder Abfindungen in Betracht gezogen werden. Zudem soll Unterstützung bei der Jobsuche geboten werden, um den betroffenen Angestellten den Übergang zu erleichtern.
Die Herausforderungen der Gastronomie in Thüringen
Die Gastronomie in Thüringen steht unter Druck. Laut mdr.de leidet die Branche unter hohen Energiekosten, wachsenden bürokratischen Hürden und einem akuten Fachkräftemangel. Dirk Ellinger, Geschäftsführer des Dehoga, beschreibt die gegenwärtige Lage als eine große Herausforderung für besonders die Ausflugsgastronomie. Viele Betriebe erfahren eine Abnahme ihrer Gästezahlen, bedingt durch eine Kombination von Faktoren wie überteuerte Lebensmittelpreise und saisonale Schwankungen in der Kundennachfrage. Außerdem ist die Dichte der gastronomischen Betriebe in Thüringen von 3.770 im Jahr 2019 auf nur 3.161 im Jahr 2022 gefallen. Über 600 Einrichtungen mussten in diesem Zeitraum schließen.
Die Gastronomie muss sich an einen gesellschaftlichen Wandel anpassen, der sich in einem veränderten Ausgehverhalten der Kunden zeigt. Klassische Dorfkneipen und kleinere Lokale haben es zunehmend schwer. Inhaber sind gefordert, kreative Lösungen einzuführen, um neue Gäste zu gewinnen. Zugleich droht in den kommenden Jahren eine Übergabewelle, wenn die Babyboomer-Generation in Rente geht. Um den Herausforderungen der Branche zu begegnen, fordern Experten wie Ellinger klare Entlastungsmaßnahmen. Dazu zählen die Entbürokratisierung, die Senkung der Mehrwertsteuer und pragmatische Lösungen zur Unterstützung der Gastronomie.
Die Schließungen von Selgros könnten also nicht nur für die direkt betroffenen Mitarbeiter gravierende Folgen haben, sondern auch weitreichende Auswirkungen auf die gesamte Gastronomielandschaft in Thüringen, die bereits über die Maßen belastet ist. Die kommenden Monate werden entscheidend dafür sein, wie sich die Situation weiterentwickelt und welche Maßnahmen zur Unterstützung der Branche ergriffen werden.