
Die Kaufland-Filiale im Geraer Stadtteil Bieblach sieht sich einer vorzeitigen Schließung gegenüber, die sowohl die Beschäftigten als auch die Kunden in großer Sorge versetzt. Die Mitarbeiter haben sich daher entschlossen, einen Appell an die Kunden zu richten, um die drohende Schließung abzuwenden. Dies berichtet Merkur. In einem persönlichen Schreiben fordern rund 80 Beschäftigte die Kunden auf, Unterschriften für den Erhalt des Marktes zu leisten. In diesem Schreiben wird besonders betont, dass der Kaufland-Markt der einzige Lebensmittelmarkt in Gera-Bieblach ist, was die Sorgen der Anwohner zusätzlich verstärkt.
Die Schließung geht auf die Ankündigung von Kaufland am Ende des Jahres 2024 zurück, dass mehrere Standorte aufgegeben werden, darunter auch der in Bieblach. Die Begründung des Unternehmens deutet auf eine negative Geschäftsentwicklung hin sowie darauf, dass der 25 Jahre alte Markt nicht mehr den aktuellen Standards entspreche. Die Filiale ist vital für die Versorgung von rund 10.000 Einwohnern, die auf die Erreichbarkeit eines Lebensmittelmarktes angewiesen sind.
Unterstützung durch die Stadtverwaltung
Die Stadtverwaltung von Gera bedauert die Schließungsentscheidung und hat bereits erste Schritte unternommen, um neue Perspektiven für den Stadtteil Bieblach zu schaffen. Laut gera.de nimmt die Stadt die Entscheidung als schwierige wirtschaftliche Maßnahme in der aktuellen Marktsituation zur Kenntnis. Ihrer Ansicht nach hat die Schließung erhebliche Auswirkungen auf die tägliche Versorgung der Bürger.
Die Stadtverwaltung plant, gemeinsam mit der Wirtschaftsförderung neue Ideen zu entwickeln. Zugleich prüft sie alternative Nutzungsmöglichkeiten für das Bieblach-Center und andere Flächen. Ein neuer Flächennutzungsplan soll dazu dienen, mehr Handlungsspielraum zu schaffen. Zudem wird die Gründung eines neuen Ortsteilrats angestrebt, um den Bürgern in Bieblach eine Stimme zu geben und deren Beteiligung zu fördern.
Auswirkungen der Coronapandemie
Die Schließung des Kaufland-Marktes ist nicht nur eine lokale Angelegenheit, sondern Teil einer umfassenderen Entwicklung im Einzelhandel, die stark unter der anhaltenden Coronapandemie leidet. So zeigt eine Analyse von Wirtschaftsdienst, dass die deutsche Volkswirtschaft durch die Pandemie Verluste von etwa 350 Mrd. Euro erlitten hat. Besonders stark betroffen ist der innerstädtische Einzelhandel, wo die Passantenzahlen in den letzten Jahren signifikant gesunken sind.
Der Rückgang an Passanten hat zur Folge, dass viele Geschäfte, insbesondere im Nonfood-Segment, in ihrer Existenz gefährdet sind. Während Kaufland in Gera-Bieblach schließen wird, plant das Unternehmen jedoch Neueröffnungen an anderen Standorten wie Bedburg und Ludwigshafen. Diese Strategiewechsel verdeutlichen die prekären Bedingungen, unter denen der Einzelhandel derzeit operiert, und werfen Fragen über die langfristige Auswirkungen auf die Attraktivität der Innenstädte auf.