
Die Ankündigung der Schließung eines Kaufland-Marktes in Gera-Bieblach-Ost im Oktober 2025 hat sowohl bei den Kunden als auch bei den langjährigen Mitarbeitern für Bestürzung gesorgt. Die Filiale, die für rund 10.000 Einwohner im Stadtteil die einzige Lebensmittelversorgungsmöglichkeit darstellt, wird damit von der Landkarte verschwinden, was nicht nur den Verlust von Arbeitsplätzen, sondern auch der Einkaufsoptionen für die Bewohner bedeutet. Fast 90 Beschäftigte bangen um ihre Jobs, während sich der Betriebsrat und die Gewerkschaft ver.di für den Erhalt des Marktes einsetzen.
Matthias Adorf, Gewerkschaftssekretär bei ver.di, kritisiert die Entscheidung von Kaufland scharf. Er wirft dem Unternehmen vor, wirtschaftliche Interessen über soziale Verantwortung zu stellen. Die Schwarz-Gruppe, zu der Kaufland gehört, erzielte im vergangenen Geschäftsjahr einen Gewinn von 5,6 Milliarden Euro. Trotz dieser finanziellen Stärke wird dem Unternehmen vorgeworfen, nicht in die Infrastruktur investieren zu wollen und stattdessen die Schuld für die Schließung der Filiale bei der Deutschen Konsum REIT AG zu suchen.
Reaktionen der Betroffenen
Die Reaktionen auf die Schließungsankündigung sind entschieden. Bereichsweise sind die Mitarbeiter, die größtenteils in Teilzeit arbeiten, verärgert und fühlen sich betroffen. Unterschriftenlisten werden bereits gesammelt, um für den Erhalt des Marktes zu demonstrieren. Der Betriebsrat hat die Unterstützung von ver.di in die Verhandlungen um einen Interessensausgleich und einen Sozialplan eingebracht, um den Betroffenen entgegenzukommen.
Die Schließung wird mit dem Alter der Filiale begründet; diese ist bereits 25 Jahre alt und entspricht nicht mehr den gegenwärtigen Anforderungen. Die Unsicherheit, ob die Mitarbeiter in anderen Filialen der Region, zum Beispiel im Stadtzentrum oder im Stadtteil Lusan, unterkommen können, bleibt bestehen. Der Betriebsrat hat hierzu um klare Informationen gebeten.
Situation in der Stadt Gera
Die Stadt Gera dämpft unterdessen die Hoffnungen der Anwohner auf eine rasche Unternehmensansiedlung im benachbarten Bieblach-Center. Trotz der frühen Überlegungen zur alternativen Nutzung des leerstehenden Centers betont die Stadt, dass die Ansiedlung neuer Unternehmen in der Verantwortung des Eigentümers liegt. Die Verhandlungen und Planungen zum Erhalt der Lebensqualität im Stadtteil sind aktuell noch ungewiss. Diese Situation ist angespannt, da auch im vergangenen Jahr eine Kaufland-Filiale in Greiz schloss, und dort Mitarbeiter von Edeka übernommen wurden.
Die Schließung des Kaufland-Marktes in Gera-Bieblach-Ost ist also nicht nur eine wirtschaftliche Entscheidung, sondern hat weitreichende soziale Implikationen für die gesamte Gemeinde. Die Diskussionen um Arbeitsplätze und die Sicherstellung der Lebensmittelversorgung im Stadtteil werden wohl noch einige Zeit in Anspruch nehmen. Die Bemühungen von Mitarbeitern und Gewerkschaft zeigen jedoch, dass das Thema nicht unbeachtet bleibt und weiterhin in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt wird.
Zusammenfassend zeigt sich, dass die Schließung von lebensnotwendigen Einrichtungen weitreichende Folgen hat, die über kurzfristige wirtschaftliche Überlegungen hinausgehen und die soziale Struktur der Gemeinschaft infrage stellen können. Thüringen24 berichtet, dass die Schließung nicht nur die Beschäftigten, sondern die gesamte Anwohnergemeinschaft betrifft. Auch MDR Thüringen weist darauf hin, dass die Schließung der einzige Markt in einem großen Wohngebiet betrifft und die Stadt Gera vor Herausforderungen stellt.