
Am Montagmorgen kam es zu einem schweren Unfall bei Döllstädt im Landkreis Gotha, als ein Auto mit einem Regionalzug kollidierte. Der Vorfall ereignete sich an einem unbeschrankten Bahnübergang am Ortsausgang von Döllstädt. Der Autofahrer wurde bei dem Unfall verletzt. Die Unfallmeldung ging kurz nach 7 Uhr bei der Polizei ein. Der betroffen Zug war auf dem Weg von Erfurt nach Kassel und hatte 28 Fahrgäste sowie den Zugführer an Bord, die jedoch unverletzt blieben. Die Bundesstraße 176 musste aufgrund des Rettungseinsatzes vorübergehend gesperrt werden, was zu Verspätungen auf der Bahnstrecke führte. Es ist derzeit unklar, ob die Strecke teilweise gesperrt werden muss, um die Aufräumarbeiten durchzuführen. MDR berichtet von den ersten Ermittlungen der Polizei, die den Unfallhergang genau untersuchen werden.
Dieser Vorfall wirft erneut ein Licht auf die Sicherheitslage an Bahnübergängen in Deutschland. Im Jahr 2022 starben nach Angaben der Tagesschau 42 Menschen bei insgesamt 146 Unfällen an Bahnübergängen – die höchste Zahl seit 2010. Bei diesen Unfällen wurden 165 Personen verletzt. Trotz der Reduzierung der Anzahl der Bahnübergänge seit den 1950er-Jahren um etwa die Hälfte, stagnieren die Unfallzahlen. Experten identifizieren Fehlverhalten der Verkehrsteilnehmer als Hauptursache: Über 97 Prozent der Unfälle sind darauf zurückzuführen. Ein Drittel dieser Unfälle geschieht, weil geschlossene Halbschranken umfahren werden.
Notwendige Sicherheitsmaßnahmen
Die Deutsche Bahn AG hat seit 2010 fast 20 Prozent der etwa 20.000 ehemals vorhandenen Bahnübergänge abgebaut, doch dies hat die Unfallzahlen nicht signifikant gesenkt. Insbesondere an ungesicherten Übergängen passieren zahlreiche Unfälle. Die Bundesstelle für Eisenbahnunfalluntersuchung (BEU) hat festgestellt, dass viele Anlagen modernisierungsbedürftig sind. In Deutschland fehlen umfassende Untersuchungen und Dokumentationen der Unfälle, wie sie beispielsweise in Großbritannien durchgeführt werden. Innovative und kostengünstige Lösungen zur Unfallvermeidung sind daher rar.
Der Druck auf die Deutschen Verkehrsbehörden wächst. Langfristige und kostspielige technische Modernisierungen erweisen sich oft als eine Hürde, bevor adäquate Sicherheitsmaßnahmen implementiert werden können. Ein Beispiel ist die Stadt Vechta, die seit 15 Jahren auf zusätzliche Sicherungen an Bahnübergängen wartet. Dort sind in der Zwischenzeit neun Unfälle und drei Todesfälle zu beklagen. In diesem Jahr wird in Vechta eine neue Schranke gebaut, und die Planungen für einen weiteren Übergang sind im Gange.
Kampagnen zur Aufklärung über die Gefahren an Bahnübergängen sind seit 2020 Teil der Strategie der Deutschen Bahn. Über 700 Aktionen in Schulen sollen auf das Thema aufmerksam machen und das Bewusstsein dafür schärfen. Ob diese Maßnahmen nachhaltig zur Reduzierung der Unfallzahlen beitragen, bleibt abzuwarten.