
Ein bemerkenswerter Naturbeobachtung ereignet sich in Thüringen. Ein Luchsweibchen, das unter dem Namen Nova bekannt ist, hat sich von Sachsen aus auf eine Wanderung in das Saaletal begeben. Laut MDR wurde Nova im Jahr 2024 in Sachsen im Rahmen eines Auswilderungsprojekts freigelassen. Ihre Reise durch die Natur begann im Erzgebirge und erstreckte sich über mehr als 150 Kilometer bis zu ihrem aktuellen Aufenthaltsort im mittleren Saaletal in Thüringen.
Die Wanderung von Nova, die im Dezember 2024 begann, überrascht Experten, da Luchsweibchen normalerweise keine so großen Distanzen zurücklegen. Diese außergewöhnliche Reise könnte durch die Ranzzeit motiviert sein, was bedeutet, dass Nova möglicherweise auf der Suche nach einem Männchen ist. Dies wird von Silvester Tamás, einem Projektmanager des Naturschutzbundes (NABU), unterstützt, der erklärt, dass solche Wanderungen bei Luchsweibchen eher selten sind.
Überquerung von Autobahnen
Nova hat während ihrer Reise mehrere große Autobahnen, darunter die A72, A9 und A4, überquert. Ihre Bewegungen werden durch ein Sendehalsband verfolgt, das es ermöglicht, ihre Aufenthaltsorte in Echtzeit zu überwachen. Diese Technologie spielt eine entscheidende Rolle beim Tracking des Luchsweibchens und gibt wertvolle Einblicke in das Verhalten und die Wanderungen dieser scheuen Großraubtiere.
Ein weiteres bemerkenswertes Detail ist die Dokumentation von Novas Wanderung durch Bilder einer Wildtierkamera. Diese Aufnahmen sind von großer Bedeutung, da sie die erfolgreiche Integration von Luchsen in neue Lebensräume verdeutlichen. Das NABU engagiert sich seit 2017 aktiv in einem Luchsprojekt, das darauf abzielt, die Luchspopulation zu stabilisieren und Lebensräume zwischen Harz, Sachsen und Bayern zu vernetzen.
Der Luchs in der Schweiz
Die Geschichte des Luchses ist ebenso interessant wie seine Wanderung. In der Schweiz leben Luchse seit 1971 wieder wild. Das Bundesamt für Umwelt (BAFU) hat ein umfassendes Luchskonzept erarbeitet, um ein harmonisches Zusammenleben von Menschen und Luchsen zu fördern. Dieses Konzept regelt den Artenschutz und die Schadensverhütung und stellt eine wichtige Maßnahme zum Erhalt der Luchspopulation dar.
Die Schweiz trägt eine besondere Verantwortung für die Erhaltung stabiler Luchspopulationen, die sich in den Nordwestalpen und im Jura gebildet haben. Internationale Zusammenarbeit mit Experten aus anderen Alpenländern ist dabei unabdingbar, um die Situation des Eurasischen Luchses sowie Projekte zur Ausbreitung der Populationen zu besprechen und zu fördern.
Die Wanderung von Nova ist somit nicht nur ein Zeichen für das Überleben und die Ausbreitung der Luchse, sondern auch ein Zeichen für die Wichtigkeit von Naturschutzprojekten in der Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Regionen. Der NABU hofft, dass Nova ein Männchen treffen wird und so zur Stabilisierung der Luchspopulation in Thüringen beiträgt.