
In Würzburg findet heute eine bemerkenswerte Veranstaltung statt, die die deutsch-deutsche Geschichte auf eindringliche Weise thematisiert. Der Journalist Eberhard Schellenberger, Jahrgang 1957, präsentiert eine multimediale Lesung, die anlässlich des 35. Jahrestages des Mauerfalls entstanden ist. Anlass für die Veranstaltung ist sein Buch „Deckname Antenne“, das er als Zeitzeuge und BR-Reporter veröffentlicht hat und in dem er seine persönlichen Erlebnisse während der Zeit in der DDR beschreibt.
Schellenberger, der lange Jahre als Reporter beim Bayerischen Rundfunk (BR) tätig war und das BR Studio Mainfranken leitete, weiß aus erster Hand von der ständigen Überwachung, die er während seiner Besuche in der DDR erfuhr. Bereits bei seiner ersten privaten Einreise wurde eine 400-seitige Stasi-Akte über ihn angelegt, die aufgrund seiner journalistischen Aktivitäten und der sensiblen Verhandlungen über Städtepartnerschaften zwischen Würzburg und Suhl von der Staatssicherheit beobachtet wurde. Diese Auseinandersetzung mit der Stasi führte dazu, dass Schellenberger als Staatsfeind betrachtet wurde; seine Telefongespräche waren ebenso abhörsicher wie seine Radiobeiträge, die er für den BR verfasste.
Ein vielschichtiges Portrait der Vergangenheit
In seiner Lesung greift Schellenberger auf Bildmaterial, Töne und Videos zurück sowie auf Originaldokumente, die er dem umfangreichen BR-Archiv entnommen hat. Besonders bewegend wird seine Live-Reportage vom 3. Oktober 1990 in Erinnerung bleiben, dem Tag, an dem die deutsche Wiedervereinigung vollzogen wurde. Diese multimedialen Elemente ermöglichen es den Zuhörern, die dramatischen Entwicklungen und Emotionen jener Epoche hautnah nachzuvollziehen.
Vor diesem Hintergrund zeigt sich, dass das Buch „Deckname Antenne – Als Journalist im Visier der Stasi“ nicht nur die Geschichte der Teilung Deutschlands, sondern auch die Herausforderungen und Spannungen an der Grenze zwischen Unterfranken und Thüringen behandelt. Die Informationsflüsse zwischen Ost und West waren geprägt von Misstrauen, wie Schellenberger eindrucksvoll schildert.
Ein Appell an die junge Generation
Eberhard Schellenberger sieht es als wichtig an, die Erinnerungen an diese Zeit an die junge Generation weiterzugeben. Für viele von ihnen erscheint die Zeit des Kalten Krieges und der Mauer wie eine vergangene, unwirkliche Geschichte. Mit seiner Lesung und dem begleitenden Buch vermittelt er nicht nur Fakten, sondern auch persönliche Geschichten und Emotionen, die die Erlebnisse von damals lebendig machen.
So schafft es Schellenberger, ein wichtiges Kapitel deutscher Geschichte authentisch und eindringlich für ein breites Publikum nachzuvollziehbar zu machen. Wie meine-news.de berichtet, ist dies nicht nur eine Rückschau auf die Vergangenheit, sondern auch ein entscheidender Beitrag zur Diskussion über die heutige gesellschaftliche und politische Lage.
Seine Erfahrungen und Einblicke können dazu beitragen, den Dialog über die Werte der Freiheit und Demokratie zu fördern, die nach der Wende wieder in der gesamten Bundesrepublik verankert wurden. In einer Zeit, in der die Erinnerung an die Teilung oft in den Hintergrund gerät, leistet Schellenberger mit seiner Arbeit einen wertvollen Beitrag zur Wahrung dieser historischen Prozesse und deren Bedeutung für die Gegenwart.