
Thüringen, das geografische Zentrum Deutschlands, erweist sich nicht nur als natürlicher Rückzugsort, sondern auch als Symbol seiner Identität – das „Grüne Herz Deutschlands“. Diese Bezeichnung, geprägt von dem Schriftsteller August Trinius, geht auf das Jahr 1896 zurück, als er sie in seinem Werk „Das ist des Deutschen Vaterland“ verwendete. Die Verbindung von Natur- und Kulturbeschreibung in seinen Schriften zieht die Aufmerksamkeit auf die Schönheit und die vielfältigen Landschaften Thüringens.
Die Initiative, die nun vom CDU-Fraktionsvorsitzenden Andreas Bühl unterstützt wird, zielt darauf ab, das Marketing und die Außendarstellung Thüringens zu stärken. Aktuelle Slogans wie „Das ist Thüringen“ und „Thüringen entdecken“ werden als generisch betrachtet. Das neue Motto „Grünes Herz“ soll eine tiefere emotionale Bindung zur Region schaffen und verzichtet auf diverse Werbeslogans für den Tourismus und die Landesvermarktung, wie MDR berichtet.
Eine historische Perspektive
Die Geschichte des Begriffs „Grünes Herz“ zeigt eine facettenreiche Nutzung im Laufe der Zeit. In der Weimarer Republik wurde er prominent zur Bewerbung Thüringens eingesetzt. Besonders bemerkenswert ist, dass die Nationalsozialisten den Begriff instrumentalisierten, um ihre Ideologie zu unterstützen. Historiker wie Steffen Raßloff heben hervor, dass Trinius’ Schriften mit emphatischer Sprache auf die deutsche Heimat stolz machen, aber keine völkischen Aussagen enthalten.
Seit der Wiedervereinigung gibt es Bestrebungen, die Bedeutung des Begriffs wieder aufleben zu lassen. Der Freistaat Thüringen profitiert von seiner einmaligen Natur, denn ein Drittel der Fläche ist bewaldet und über zwei Drittel aller Tier- und Pflanzenarten Deutschlands sind hier beheimatet. Diese biodiversitätsreiche Region spielt eine entscheidende Rolle im Naturschutz und bietet Raum für Projekte zur Wiederansiedlung seltener Tiere, wie des Luchses. In Verbindung mit der bewussten Wahrnehmung des „Grünen Herzens“ hat die Landesregierung bereits 2011 eine Strategie zur Erhaltung der biologischen Vielfalt ins Leben gerufen, die explizit auf diese Metapher verweist, wie Uni Weimar aufzeigt.
Ökologische Herausforderungen als Chance
Die Bezeichnung „Grünes Herz Deutschlands“ wird häufig in Naturdokumentationen verwendet und dient als Argument für Naturschützer, die den NABU Thüringen unterstützen. Diese fordern eine nachhaltige Politik zur Bewältigung ökologischer Herausforderungen, wie dem Klimawandel und dem Artensterben. Thüringen muss sich diesen Herausforderungen stellen und gleichzeitig seine natürliche Identität als untrennbaren Bestandteil der deutschen Kultur fördern.
Die Verbindung von Geschichte, Natur und gegenwärtigen Themen ist die Grundlage, auf der die neue Markenidentität „Grünes Herz“ aufbaut. Dieser Ansatz könnte dazu beitragen, das Tourismuspotential Thüringens auszubauen und im Bewusstsein der Menschen zu verankern, dass Thüringen weit mehr ist als nur eine geografische Region – es ist ein lebendiges Herzstück Deutschlands, das es zu entdecken gilt.