
Die Klassik Stiftung Weimar zeigt ab dem 30. April 2025 erstmals öffentlich das Original-Manuskript von „Faust II“. Dieses manuskriptische Juwel, das kurz vor dem Tod Johann Wolfgang von Goethes vollendet wurde, wird im Rahmen einer umfassenden Sonderausstellung präsentiert, die den Titel „Experiment Faust“ trägt. Die Stiftungspräsidentin Ulrike Lorenz betont, dass der Fokus auf Goethes Lebensprojekt liegen soll, nicht auf einem Personenkult um die literarische Figur oder den Autor selbst. Dieses Jahr ist besonders, da es den 250. Jahrestag von Goethes Ankunft in Weimar markiert. Bereits 1775 brachte Goethe Teile seiner Tragödie mit in die damalige Klassikstadt, die sein Herzstück und sein Lebenswerk wurde.
In der Ausstellung im Goethe- und Schiller-Archiv werden nicht nur das Originalmanuskript von „Faust II“, sondern auch selten gezeigte Manuskripte und die Arbeitsweise Goethes thematisiert. Das Archiv beherbergt eine beeindruckende Sammlung, die zum UNESCO-Weltdokumentenerbe gehört und die meisten Manuskripte zu „Faust I“ und „Faust II“ enthält. Zu sehen sind unveröffentlichte Texte, Fragmente sowie die Urschrift, die als „Urfaust“ bekannt ist. Die Ausstellung soll Einblicke in den Entstehungsprozess dieses monumentalen Werkes geben und dokumentiert Goethes lebenslange Auseinandersetzung mit dem Stoff.
Die Bedeutung von Goethes „Faust“
Goethe arbeitete mehrere Jahrzehnte an seinem Drama, das die komplexe Beziehung zwischen Faust und Gretchen sowie den Teufelspakt behandelt. Der erste Teil erschien 1808, während „Faust II“ posthum veröffentlicht wurde. Lorenz beschreibt das Original-Manuskript als „Herzstück des Archivs“, das mit Bedacht präsentiert und geschützt wird. Zu bestimmten Terminen wird die Öffentlichkeit die Möglichkeit haben, das Manuskript mit einer kuratorischen Einführung zu erleben. Außerhalb dieser besonderen Präsentationen ist ein Faksimile des Manuskripts in der Ausstellung dauerhaft zugänglich.
Die Eröffnung der Ausstellung stellt einen Höhepunkt im Themenjahr „Faust 2025“ dar, das Weimar in eine Art Faust-Werkstatt verwandelt. Ab der Walpurgisnacht sollen verschiedene Ausstellungen, Installationen und Veranstaltungen stattfinden, die sämtliche Facetten des Werkes beleuchten.
Vielfältige Ausstellungen rund um „Faust“
Der Faust-Parcours wird auch die Ausstellung „Faust“ im Schiller-Museum umfassen, wobei Heinrich Faust als Protagonist einer ambivalenten Moderne in den Mittelpunkt gerückt wird. Hierzu werden moderne Darstellungsformen und Medien eingesetzt. So arbeiten die Organisatoren unter anderem mit Comic-Künstler Simon Schwartz und Experten der Deutschen Kinemathek zusammen, um neue Perspektiven auf Goethes Werk zu bieten.
Zusätzlich dazu gibt es Videointerviews mit Experten und Lesenden, die unterschiedliche Sichtweisen auf „Faust“ ermöglichen. Auch Objekte aus Goethes Sammlungen der Natur und Kunst werden Teil dieser umfassenden Erkundung sein, die sowohl neue Leser*innen als auch Kenner*innen von Goethes Werk ansprechen soll.
Die Präsentation „Teuflisch! Mephisto in der Bibliothek“ wird zudem die Figur des Teufels und dessen Bedeutung im Kontext von Goethes „Faust“ thematisieren. Darüber hinaus wird im Bauhaus-Museum ein fast vergessener Auftrag von Oskar Schlemmer für das Bühnenbild zu „Don Juan und Faust“ vorgestellt. Ein weiterer Programmpunkt im Nietzsche-Archiv widmet sich Friedrich Nietzsches Auseinandersetzung mit Goethes „Faust“.
Für das kommende Jahr haben die Organisatoren in Weimar also ein faszinierendes Programm geschnürt, das die zeitlose Relevanz und Komplexität von Goethes Lebenswerk eindrucksvoll in Szene setzen wird. Die Ausstellungen und Veranstaltungen bieten umfassende Einblicke in das Erbe des großen Weimarer Dichters und regen zur Reflexion über dessen scharfsinnige Fragen und Themen an.
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Klassik Stiftung erläutert den Kontext …